Vor knapp einem Jahr haben sich 20 Eltern gemeinsam auf den Weg gemacht, um eine kleine Kita nach dem bindungsorientierten Ansatz im Sommer/Herbst 2014 in Leipzig zu gründen. Eltern, die mit viel Engagement, Leidenschaft und dem festem Ziel angetreten sind, diese Herausforderung in einem Jahr zu meistern.

Dieses wichtige Ziel werden wir in diesem Jahr leider nicht erreichen!

Die Gründe dafür sind komplex und vielschichtig und ich werde diese später versuchen darzustellen. Doch zunächst zu unserer Geschichte. Begonnen hat alles damit, dass meine Frau und ich darüber diskutierten, welche Betreuung wir uns für unseren Sohn wünschten.

Ich arbeitete zu dieser Zeit in Berlin und erfuhr in Gesprächen mit Kollegen von den vielen kleinen, von Eltern betriebenen, Kita-Elterninitiativen auch Kinderläden genannt. Kinderläden sind Kleinst-Kitas mit einem Platzangebot für ungefähr 20 Kinder und werden in enger Zusammenarbeit zwischen Eltern und ErzieherInnen betrieben. Die Eltern kennen sich meist sehr gut und organisieren sich in einem gemeinnützigen Verein mit basisdemokratischer Struktur.

Beeindruckt von dem Engagement der Eltern und inspiriert von den Möglichkeiten Kinderbetreuung mitgestalten zu können beschlossen wir, in Leipzig eine kleine Kita zu eröffnen. Zunächst kontaktierte ich den Bage e.V. in Berlin. Der Bage e.V. ist die bundesweite Organisation der Dachverbände von Elterninitiativen. Herr Bender, Mitarbeiter des Bage e.V., stand mir mit Rat und Tat zur Seite und beantwortete meine Fragen kompetent und direkt und zeigte mir die Verteilung von Kita-Elterninitiativen bundesweit auf.Bereits in diesem ersten Gespräch zeigte sich, dass wir es nicht einfach haben werden in Leipzig eine kleine Kita zu eröffnen, denn es gab zu meiner Verwunderung kaum Initiativen in Leipzig. Zum Vergleich: Bundesweit gibt es mehr als 7500 dieser Initiativen in denen mehr als 200 000 Kinder betreut werden, in Berlin allein sind es bereits ungefähr 600 dieser Eltern-Inis.

Nichtsdestotrotz beschlossen wir es anzugehen und informierten uns bei Ämtern, lasen Bücher und Berichte und knüpften Kontakte zu Initiativen in Leipzig und Berlin. Mit zunehmendem Wissen erkannten wir deutlich mehr die schwierige Situation in Leipzig und die enorme Aufgabe, in Leipzig eine solche Kita zu eröffnen. Entmutigen ließen wir uns jedoch nicht und versuchten Mitstreiter für unser Projekt zu gewinnen. Diese waren schnell gefunden, denn es gibt viele Eltern in Leipzig die sich eine andere, alternative Kinderbetreuung wünschen. Die Motivation als Mitstreiter bei LeiKiLa einzusteigen war meist die Unzufriedenheit der Betreuungssituation in Leipzig und als Gründe wurden die Größe der Kitas, der schlechte Betreuungsschlüssel und fehlende Zusammenarbeit zwischen ErzieherInnen und Eltern angeführt.

Die erste große Herausforderung, mit welcher wir konfrontiert wurden, war die Aussage des Jugendamtes, dass Kitas mit einem Platzangebot unter 75 Plätzen nicht von der Stadt gefördert werden. Dies hätte konkret das Aus unserer Initiative bedeutet, da auch nach Rückmeldung vom Bage e.V. eine Eltern-Ini ein Platzangebot für mehr als 25 Kinder, vor allem in der Gründungsphase, nicht stemmen kann. Im Gespräch mit dem Jugendamt und nach Hinweisen von uns auf das Sächsische Kita Gesetz in dem aufgeführt ist, dass Kindertageseinrichtungen insbesondere auch von Elterninitiativen betrieben werden können, konnte diese Aussage schnell relativiert werden und wir wurden nun lediglich darauf hingewiesen, dass eine Klein-Kita meist andere wirtschaftliche Herausforderungen darstellte als eine wirtschaftlich hoch effiziente Groß-Kita. Wir wiesen jedoch darauf hin, daß insbesondere durch das Engagement und Eigeninitiative der Eltern Kosten gespart werden können und dass vor allem die Betreuungsqualität wichtig ist, denn mittlerweile gibt es Studien die belegen, dass die Betreuungsqualität in kleineren Einrichtungen mit einem besseren Personalschlüssel für die Entwicklung des Kindes meist besser ist. Da unser pädagogisches Konzept den bindungsorientierten Ansatz deutlich in den Vordergrund stellt, ist ein guter Betreuungsschlüssel(Empfehlung Bertelsmann-Studie 1:7 bei Kindern über 3 Jahren) notwendig. Dieses Ziel in Sachsen zu erreichen wird äußerst schwierig und erscheint mir momentan fast aussichtslos.

Eine weitere große Herausforderung im letzten Jahr war für uns die Suche nach einem passenden Kita-Objekt. Es ist sehr schwer in Leipzig ein Objekt zu finden, welches den enorm hohen Anforderungen der Stadt bzw. des Bundeslandes entspricht. Leipzig bzw. Sachsen scheinen sehr hohe Standards zu haben, was die baulichen Anforderungen an die Kita-Objekte betrifft, ob dies den wirklichen Erfordernissen der Kinder gerecht wird mag ich zu bezweifeln. Zweifelsohne müssen Kitas für Kinder sicher sein und mögliche Gefahren müssen beseitigt werden. Ob jedoch Kinder beispielsweise eine eigene Außenspielfläche benötigen, wenn das Objekt unmittelbar am Park liegt, kann diskutiert werden. Hinzu kommt, dass sich offensichtlich Eigentümer schwer tun, Objekte zur Kitanutzung zur Verfügung zu stellen. Dies kann sicherlich damit begründet werden, dass eine höhere Investitionssumme für den Kitaumbau benötigt wird und Anwohner sich durch den höheren Geräuschpegel beeinträchtigt fühlen könnten. Problematisch ist es, dass die Stadt im Bezug auf die Objektsuche keine Unterstützung anbietet. Bei dem akuten Mangel an Kitaplätzen schwer vorstellbar, aber Realität. Nach Aussage des Amtes ist der Grund für die fehlende Unterstützung der Mangel an Kapazitäten. Wir waren demnach völlig auf uns gestellt und sind, nachdem Anfragen bei Immobilienmaklern ins Leere liefen, letztendlich die Stadtteile mit dem Fahrrad oder Auto abgefahren um ein geeignetes Objekt zu finden.

Die Menge an Problemen, mit denen wir uns im letzten Jahr konfrontiert sahen, forderten ihren Tribut. Mittlerweile sind nur noch Wenige der Gründergeneration von LeiKiLa mit an Bord. Wir haben viele der Menschen verloren, die wie wir mit viel Hoffnung und Engagement an das Projekt gegangen sind um in Leipzig etwas zu verändern. Einige von Ihnen gaben aus Erschöpfung auf, andere aus Frust, andere wegen der schier unüberwindbaren Menge an Aufgaben und Problemen und wiederum andere wegen unterschiedlichen Vorstellungen welche wir an die Kita selbst stellten. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an Diejenigen, die den Mut aufgebracht haben, diese Herausforderung anzunehmen und diesen Weg mit uns zu gehen.

Ja, es war ein anstrengendes und herausforderndes erstes Jahr, ABER: Es gibt uns noch!

Und wir haben wieder Kraft gesammelt. Es sind viele neue Eltern dazugekommen, die dem Vorhaben neue Energie und Kraft geben. Eltern die es gemeinsam schaffen wollen, in Leipzig eine kleine Kita aufzubauen und somit das Betreuungsangebot zu erweitern und zu verbessern. Denn die Zukunft von Leipzig kann nicht sein, dass nur noch monotone Groß-Kitas gebaut werden, die wirtschaftlich möglichweiser besser dastehen, denen es aber an „Seele“ fehlt und wo die Betreuungsqualität eine untergeordnete Rolle spielt. Nach unseren Erfahrungen spielt es für Kinder kaum eine Rolle ob die Kita ein Neubau ist und welcher Bodenbelag dort verbaut ist. Kinder brauchen ErzieherInnen, die Zeit haben auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen, die eine Beziehung zu Ihnen aufbauen können, die Ihnen liebevoll und einfühlsam zeigen können, wie man sich in dieser hektischen Welt orientieren kann. Für uns steht ganz klar die Betreuungsqualität im Vordergrund!

Mittlerweile haben wir ein sehr schönes, passendes Objekt gefunden und der Eigentümer steht voll hinter unserem Vorhaben und möchte dieses Objekt gern als Kita zur Verfügung stellen. Näheres zum Objekt und Eigentümer stellen wir bald vor. Auch konnten wir den Trägerverein „Freier Kindergarten Leipzig e.V.“ als Partner gewinnen und planen in deren Trägerschaft zu gehen, wovon beide Partner profitieren werden. Als nächstes werden wir in enger Zusammenarbeit mit dem Eigentümer und dem Trägerverein erste Raumkonzepte erstellen, diese dem Jugendamt vorstellen um möglichst dieses Jahr noch mit dem Umbau zu beginnen. Auch aufgrund der angespannten Kita-Situation erhoffen wir uns eine möglichst reibungsfreie Zusammenarbeit und Unterstützung von der Stadt. Unser neues Ziel ist nun, die Kita im Sommer 2015 zu eröffnen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir trotz der Schwierigkeiten die Kraft, den Mut und das Durchhaltevermögen haben, um unser Ziel zu erreichen. Das sich unser Vorhaben so schwierig, langwierig und kräfteraubend gestaltet, hat wie bereits erwähnt sicherlich sehr vielschichtige Gründe. Hauptsächlich ist es jedoch aus meiner Sicht die bisher nur unzureichende Unterstützung der Stadt. Wir haben bisher eher das Gefühl von der Stadt lediglich geduldet als unterstützt zu werden. Wenn unser Vorhaben gelingt, dann schaffen wir 20-25 weitere Kitaplätze. Auch wenn dies aufgrund des hohen akuten Mangels nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein sollte, sind dies weitere gute Plätze. Und da wünschte ich mir tatsächlich von der Stadt eine bessere Wertschätzung der Mühen, die wir Eltern für uns und für die Stadt aufbringen. Uns zu unterstützen, damit wir unser Ziel erreichen können, ist für uns Wertschätzung genug!

Gern möchte ich mich an dieser Stelle beim Bage e.V., der Leipziger Kita-Initiative, Juliane Nagel von der Partei „Die Linke“, Jürgen Brehme von dem Verein „Freier Kindergarten Leipzig e.V.“ und den vielen anderen ungenannten Helfern bedanken, die uns bisher mit Rat und Tat zur Seite standen. Wir hoffen weiterhin auf Eure Hilfe und der Unterstützung vieler anderer Menschen! Ein letztes Plädoyer möchte ich an dieser Stelle noch unterbringen. Aus meiner Sicht geht Leipzig im Bezug auf das Betreuungsangebot einen falschen Weg. Leipzig hat zwar erkannt, dass mehr Betreuungsplätze geschaffen werden müssen und baut nun vermehrt Kitas, diese werden jedoch ausschließlich aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet. Deswegen haben es Eltern-Inis so schwer und schaffen es meistens nicht, ihr Vorhaben erfolgreich umzusetzen. Auch spielt die Betreuungsqualität in meiner Wahrnehmung überhaupt keine oder stark untergeordnete Rolle. Über die teils katastrophalen Zustände hat die Leipziger Kita-Initiative bereits mehrfach berichtet.

Wir, der LeiKiLa e.V., möchten keine weitere Kita in Leipzig aufbauen, in derer den Bedürfnissen der Kleinsten nicht gerecht werden kann, weil die Betreuungsqualität nicht sichergestellt werden kann. Auch wir fordern ein Umdenken in der Politik und fordern einen besseren Betreuungsschlüssel und entsprechende Standards zur Betreuungsqualität in Kitas!

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